nach der Wahl 2025
100 Tage – 2025

„Herr Neuberger, nun sind 100 Tage vergangen, seit Sie als Bundeskanzler vereidigt wurden. Als jüngster Kanzler unseres Landes. Ich freue mich, dass Sie sich Zeit nehmen für dieses Interview.“

„Selbstverständlich. Durch Sie spreche ich ja quasi mit dem Souverän, den Bürgern unseres Landes. Schießen Sie los!“

„Eine Frage möchte ich stellen, die Sie sicher schon oft gehört haben, aber vielleicht hat sich im Verlauf der Monate seit der Wahl ja eine tiefere Erkenntnis über das völlig überraschende Ergebnis eingestellt. Konkret: Wie erklären Sie es sich, dass zwei Parteien, die vor wenigen Jahren noch gar nicht existierten, jetzt die Bundesregierung bilden?“

„Ja, die Frage wurde oft genug gestellt. Vor allem an die Meinungsforscher (lächelt). Ich denke, es waren vor allem drei Faktoren. Erstens beschleunigte sich nach der Wahl 2021 der Niedergang unserer Wirtschaft dramatisch, immer mehr Menschen mussten von staatlichen Almosen leben. Die Energiepreise verdreifachten sich, alle anderen Preise stiegen ebenfalls radikal. Millionen von Menschen waren auf einmal unverschuldet in bitterste Not gestoßen worden. Wir alle kennen die Bilder der Massen auf der Suche nach etwas Essbarem, wie sie nach der Kartoffelernte die Felder nach vergessenen Knollen durchstreiften oder vor den Supermärkten um Kleinigkeiten baten. Es waren Millionen, oft gut ausgebildete Kräfte, die nicht mehr wussten, wie sie ihre Familien ernähren sollten. Wenn die Not existenziell wird, dann stellt man – endlich – Fragen. Wie es so weit kommen konnte. Wer dafür die Verantwortung trägt. Weshalb die Medien so einseitig berichtet hatten. Und so weiter.“

„Ja, auch in meinem Bekanntenkreis gibt es bittere Armut, sogar mehrere Suizide. Einfach furchtbar.“

„Das tut mir leid, das ist schrecklich. Aber – auch wenn sich das möglicherweise herzlos anhört – es musste wohl erst so weit kommen, bevor die Menschen merkten, was wirklich in ihrem Land vorging. Dabei waren die Zeichen schon viel länger zu erkennen, doch die Angst vor einer unerwünschten eigenen Meinung, vor gesellschaftlicher Ächtung, hatte die Leute gelähmt. Ich mache niemandem einen Vorwurf. Gleichzeitig bedanke ich mich bei allen, die unerschrocken Fakten aufgedeckt haben, sich selbst damit in Gefahr brachten. Und die Gefahren waren groß: sozialer Abstieg, Verlust enger Freunde und langjähriger Weggenossen, berufliche Vernichtung, Bedrohung der eigenen Familie. Einige wurden brutal verprügelt, meist von sogenannten ‚Solidarischen Aktivisten‘. Sie wissen, wie viel Übles geschehen ist. Und das ist zugleich der zweite Grund unseres Erfolges: die Spirale des Schreckens kann nicht endlos weitergedreht werden. Als sie die Lager für die Ungeimpften planten, immerhin zu dem Zeitpunkt noch etwa 15% der Bevölkerung, also etwa zwölf Millionen Menschen, bemerkten selbst die Mutlosesten, dass etwas Teuflisches im Gange war. Jetzt rächte es sich, dass der Geschichtsunterricht fast nur noch aus Inhalten über das Dritte Reich bestand. Die Angst vor Lagern ist in jedem von uns praktisch genetisch verankert. Sie hatten den Bogen überspannt. Denn viele ahnten, dass nach den Ungeimpften die Klimasünder dran wären. Die Türe zur Hölle war quasi ein Spalt geöffnet worden.“

„Wollen Sie damit sagen, die wollten wirklich ernst damit machen?“

„Ich bitte Sie. Es existieren ja nicht nur Pläne, große Hallen sind bereits umgebaut. Die vielen Industriebrachen boten sich geradezu an. All die Betriebe, die wegen der CO2-Abgaben schließen mussten, hinterließen gigantische Gebäude und Flächen. Hier wurden bis kurz vor der Wahl bereits beängstigende Tatsachen geschaffen.“

„Aber – verzeihen Sie, wenn das naiv klingt – in den Medien wurde das so nie berichtet. Ich muss dazu sagen, ich selbst bin erst seit wenigen Monaten Journalist, nachdem ich meine Professur als Statistiker verloren habe. Ich kenne den Medienbetrieb noch nicht von innen.“

„Der dritte Grund unseres Erfolges liegt ja gerade an den Medien, die so lange den Status quo der Altparteien ermöglicht hatten. Vor den Wahlen zeigte es sich, dass weniger als 30% der Bevölkerung den großen Sendern und Zeitungen Vertrauen schenkte. Dennoch blieben sie weiter in ihrem Tunnel, ihrer Blase. Was dazu führte, dass alles, was sie guthießen, den Menschen suspekt wurde. Und alles, was sie verteufelten, gewann wohlwollende Aufmerksamkeit. Sie hatten ihr Spiel derart überzogen, dass es ins Gegenteil verkehrt wurde. Doch sie bemerkten es bis zum Ende nicht.“

 

 

„Ja, die Medien, damit kommen wir zu ihrer Arbeit seit Amtsantritt, den berühmten 100 Tagen. Auf diesem Feld haben Sie als erstes begonnen, Dinge zu verändern. Ziemlich gewaltig, wie manche meinen. Was sagen Sie dazu?“

„Ich stimme Ihnen zu. Wir waren seit Beginn des Jahrhunderts im Krieg. Nicht gegen Terroristen oder Viren, sondern in einem Krieg um die Köpfe. Es ging immer nur darum, eine gewünschte Wirklichkeit zu erschaffen. Denn das ist die größte Macht: nicht nur Ereignisse herbeizuführen, sondern vor allem bestimmen zu können, was die Leute darüber denken. Es hat sehr lange ausgezeichnet funktioniert. Bis die Widersprüche zwischen der Realität und den Geschichten der Regierung und ihrer Vasallen zu offensichtlich wurden. In dem Moment, an dem die Menschen es drastisch an ihrem eigenen Leib verspüren, hat die Manipulation ihre Grenze.“

„Ein gutes Stichwort: Manipulation. Das führt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Sie haben das Prognosehaftungsgesetz und die Nachrichtenhaftung eingeführt. Weshalb gerade diese Gesetze gleich zu Beginn?“

„Es ist doch offensichtlich. Das Prognosehaftungsgesetz stellt Prognosen, die um mehr als 50% daneben liegen, unter Strafe. Im Wiederholungsfall ist eine Freiheitsstrafe unumgänglich. Das hat bereits nach kurzer Zeit zu einem Rückgang der apokalyptischen Vorhersagen in allen Bereichen um über 90% geführt. Stellen Sie sich das nur vor: ohne drohende Apokalypse fällt das ganze Angst-Narrativ in sich zusammen. Was das bedeutet! Man kann es gar nicht überbewerten!“

„Ja, mir fällt selbst schon auf, dass mir etwas fehlt. Ich denke, wir alle sind es einfach nicht mehr gewohnt, angstfrei zu leben.“

„Da haben Sie absolut recht. Dazu kommt die Nachrichtenhaftung. Sie ist ebenso wichtig. Für das Verbreiten falscher, einseitiger oder manipulativer Nachrichten werden sowohl der verantwortliche Journalist als auch der Chefredakteur persönlich belangt. Und beim dritten Mal droht eine Gefängnisstrafe. Sie glauben gar nicht, was für einen Effekt das hatte. Statt die immergleichen Narrative zu produzieren, müssen sie nun mindestens drei Perspektiven berücksichtigen und streng Nachricht von Meinung trennen. Das hat bisher schon ungeahnte Folgen gezeitigt.“

„Sie meinen, den Abbau von Feindbildern?“

„Das auf jeden Fall. Auch der simplen – aber falschen – schwarz-weiß Sicht. Das Ende der reinen Sensationspresse, der übertrieben reißerischen Headlines. Die weitgehende Eliminierung von Fake News, wobei ich betonen möchte, dass ein beträchtlicher Teil der Fake News von den sogenannten etablierten Medien stammte. Das war ja das Problem. Heute sitzen schon vier Redaktionsleiter großer Sender ihre Haftstrafen ab.“

„Eine erstaunliche Entwicklung. Gleich ist die Zeit zu Ende, was ist Ihr Schlusswort?“

„Wir leben in einer Übergangszeit. Wie schon oft in der Menschheitsgeschichte. Jede Generation denkt, nach ihr endet die Welt. Aber zum Glück werden wir weder das Klima vernichten noch den Planeten. Wir sind hier zu Gast und sind beschenkt mit dem komplexesten Gebilde des bekannten Universums: unserem Gehirn. Und unserem Herzen. Lassen Sie uns alle unsere Kreativität, Menschlichkeit und Verbundenheit leben und hören wir auf mit der ewigen Angstmacherei. Denn sie entspringt nur dem narzisstischen Machtwahn einiger weniger, die davon leben, andere zu beherrschen. Der Mensch ist weder gut noch böse, er ist wie er ist. Was wir alle brauchen können, das ist mehr Mut und größere Selbstverantwortung. Aber auch das bekommen wir hin. Wir haben noch tausende Jahre vor uns, um uns zu entwickeln. Das finde ich wirklich spannend.“

„Vielen Dank! Zum ersten Mal, seit ich mich erinnern kann, freue ich mich ein wenig auf die Zukunft!“

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